epizentrum

Ralf Steinkopff

EDxTM.


Energy Diagnostic and Treatment Methods.

EDxTM gehört zu den am weitesten verbreiteten und systematischsten Methoden der Energetischen Psychologie. Es wurde von Fred Gallo entwickelt.

Fred Gallo ist eine der zentralen Begründer innerhalb der Energetischen Psychologie. In der Tat hat er den Begriff „Energetische Psychologie“ geprägt. Ein Großteil der Entwickler weiterer Ansätze innerhalb der Energetischen Psychologie sind Schüler von ihm gewesen.

Der Energie-Begriff entstammt der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die so genannte Lebensenergie, Chi, fließt demnach in 12 Hauptmeridianen und in verschiedenen Gefäßen, von denen uns hier in diesem Kontext zwei interessieren, das Zentralgefäß und das Gouverneursgefäß. Auf jedem Meridian und den beiden Gefäßen gibt es bestimmte Akupunkturpunkte, Tore oder Öffnungen, an denen man die in den Meridianen fließende Energie stimulieren kann. Die Flussrichtung der Energie ist dabei vorgegeben, es gibt auf- und absteigende Meridiane (yin und yang). Krankheiten und Störungen (körperliche und psychische) werden in der TCM als Störung des Energieflusses betrachtet. Wenn die Energie dagegen ausgewogen in allen Meridianen und Gefäßen fließt, ist das gleichbedeutend mit Gesundheit und Wohlgefühl.

Neben dem energetischen Paradigma gibt es aber ein weiteres Paradigma, das uns die hohe Effektivität der Energetischen Psychologie erklären kann, das neurologische. Durch die Verfeinerung der bildgebenden Verfahren können heutzutage Gehirne in Funktion beobachtet werden. Das hat fundamentale Erkenntnisse für die Psychotherapie und andere menschliche Veränderungsprozesse ermöglicht.

Hier sollen möglichst immer beide Erklärungparadigma herangezogen werden. Fast alle Phänomene, die wir beobachten und anwenden, lassen sich sowohl neurologisch als auch energetisch gut erklären.

Fred Gallo selbst hat bei Roger Callahan den Ansatz der Thought Field Therapy (TFT) gelernt, bei John Diamond die Behaviour Kinesiology (BK), bei George Goodheart die Applied Kinesiology (AK), und hat diese Verfahren zusammen mit Elementen aus der Hypnotherapie nach Milton Erickson, aus dem NLP, der systemischen Therapie und vielen anderen Ansätzen zu einem komplexen System der Energetischen Psychologie ausgebaut, der
Advanced Energy Psychology (AEP).

Bestandteile der AEP sind die Energy Diagnostic and Treatment Methods (EDxTM), die
Energy Consciousness Therapy (ECT) und die Identity Method (IM).

Roger Callahan hatte bereits in seinem TFT den kinesiologischen Muskeltest verknüpft mit dem Klopfen von Akupunkturpunkten der Traditionellen Chinesischen Medizin. Er hat auch die sogenannte Psychische Umkehrung gefunden, die zentralen Blockaden, die uns an Lösungen hindern, und sie mit Hilfe von Akzeptanz-Affirmationen auflösen können. Er benutzte dabei vor allem Anfangs- oder Endpunkte auf den Meridianen der TCM.

Gary Craig war ebenfalls Schüler von Roger Callahan und hat seinen Ansatz radikal (und kongenial) vereinfacht. Er hat auf jede energetische Diagnostik verzichtet, brauchte dadurch auch den kinesiologischen Muskeltest nicht mehr, und einfach alle 14 Meridianpunkte nacheinander geklopft.

Fred Gallo ist mit dem EDxTM den umgekehrten Weg gegangen, er hat das TFT grundsätzlich erweitert und vertieft. Er hat damit einerseits ein umfassendes System geschaffen, dass wirklich genaue energetische Diagnostik und daraus resultierenden präzisen Interventionen ermöglicht. Dieses in sich vollständige Diagnose- und Behandlungssystem wird in den ersten beiden Levels der EDxTM gelehrt.

Darüber hinaus hat er eine Unzahl weiterer Interventionen entwickelt, die er in sogenannte Protokolle gefasst hat. Diese sind zum Teil spezifische Modifizierungen des EDxTM-Systems, zum Teil aber auch genuine Neuentwicklungen.

Sie gehören zum umfassendsten und vielfältigsten, was es heute in der Energetischen Psychologie gibt. Zentral im EDxTM ist aber vor allem die Haltung und die Gestaltung der Beziehung zum Klienten.

Das EDxTM geht weit über das handwerkliche Lösen von Problemen und Störungen hinaus. Es können tiefgreifende Überzeugungen gelöst werden, Haltungen verändert, jahrzehnte alte Traumata aufgelöst werden etc.

Der Übergang zur Energy Consciousness Therapy (ECT) ist fließend. In dieser geht es nicht mehr nur um Problemlösung und Behebung von Störungen, sondern vor allem darum, das Bewusstsein von Klienten zu erhöhen, mehr an Aufmerksamkeit, Gewahrsein zu erreichen und Flow zu ermöglichen. Viele erweiterte Ansätze des EDxTM (wie sie in Level 3 und vor allem 4 gelehrt werden), zielen in diese Richtung.


Meine persönliche Haltung

Der Grundgedanke, der mich dabei leitet, ist der von einer komplexen, inkongruenten Welt, die auch Gegensätze und Widersprüche reichlich enthält, in der Menschen mit vielen Überzeugungen, Wünschen, Zielen, Gefühlen und Gedanken, die sich oft genug auch im Widerstreit zueinander liegen, sich in einem Beziehungsgeflecht mit anderen mit komplexen, teils sich ausschließenden Regeln, Erwartungen, Wünschen und Zielen bewegen.

Die Vorstellung, eine einzige Theorie über den Menschen und dessen Veränderbarkeit könnte all das umfassend und widerspruchsfrei erklären und handhabbar machen, scheint mir zum Scheitern verurteilt. Manchmal gibt es sogar Theorien, die auf einer einzigen Idee basieren, über die dann oft genug alles geschert werden soll.

Hilfreich ist hier der Blick auf die Metapherntheorie. Wir können ja jede Theorie selbst als Metapher für die Welt und das menschliche Miteinander begreifen. Die Metapherntheorie (nach Lakoff und Johnson) besagt, dass eine Metapher Aspekte aus einem Bereich (die sogenannte Zieldomäne, hier also die komplexe Welt und der Mensch in seinem sozialen Kontext) mit Bildern aus einem andern Bereich (die sogenannte Quelldomäne, hier also die jeweilige Theorie oder Idee) beschrieben wird. Bsp. Liebe ist wie ein Krieg (Ich habe sie lange belagert, bevor ich sie erobert habe, ich habe sie im Sturm genommen, sie hat nicht lange Widerstand geleistet, ich habe lange um sie gekämpft, etc.) versus Liebe ist wie ein gemeinsamer Weg (wir waren an einem ähnlichen Punkt, und haben dann gemeinsam viel erlebt, wir sind weit gekommen, unsere Wege haben sich auch einmal getrennt, aber wir haben wieder zueinander gefunden, wir haben noch ferne Ziele, die wir erreichen wollen, wenn wir zurückschauen, haben wir schon viel hinter uns gebracht, ich bin bei ihr endlich angekommen, wir haben noch viel vor uns etc.)

Die Metapherntheorie besagt nun, dass Metaphern Bilder sind, die mehr transportieren als nur eine reine Beschreibung (sie analog sind und einen Mehrwert gegenüber der digitalen Sprache besitzen durch die Gleichzeitigkeit von Assoziationen gegenüber der zeitlichen Abfolge von Sprache). Jede Metapher erhellt bestimmte Zusammenhänge (die die sich in Übereinstimmung von Quell- und Zieldomäne befinden) und verdunkelt andere (die die sich dort im Gegensatz befinden).

Und nach der Metapherntheorie – jetzt wird es spannend für unseren Kontext – es braucht immer mehrere, zueinander inkonsistente metaphorische Perspektiven, um einen Gegenstand umfassend beschreiben zu können (im Beispiel kann ich Liebe umfassend nur erklären, wenn ich verschiedene, sich widersprechende metaphorische Konzepte nutze: Liebe ist wie ein gemeinsamer Weg und ist wie Krieg und ist wie ein chemischer Prozess und ist wie ein Wunder und ist wie Arbeit etc.)

Der Streit um die richtige Theorie (die richtige metaphorische Perspektive) ist also von vorn herein reduktionistisch und kann dem Menschen in seiner Umwelt nicht gerecht werden. Es lohnt vielmehr eine Auseinandersetzung, die die Gegensätze zu integrieren sucht und Inkongruenzen aushält. Es gibt so viele spannende, kreative und effektive Ansätze außerhalb und vor allem auch innerhalb der Energetischen Psychologie, dass wir so viel voneinander lernen können.

Durch den Austausch können sich die jeweiligen Ansätze korrigieren, erweitern und immer umfassender werden. Es gibt jedoch auch ein Abgrenzungsproblem, da ansonsten jede noch so abstruse Idee gleichrangig zu betrachten wäre. Gerade durch die energetische Metapher werden sehr viele Ideen assoziiert, die wunderhaft, spekulativ und wissenschaftlich betrachtet vollkommener Unsinn sind. Mit anderen Worten, die Ränder fransen aus. Das hat manche dazu geführt, auf den Energiebegriff vollkommen zu verzichten, wie Joachin Andrade oder Steve Reed mit seinem
Quick REMAP.

Ich versuche die Schere zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und beschriebenen und erlebten Phänomenen nicht allzu weit aufgehen zu lassen. Ich nutze möglichst parallel das neurologische und das energetische Paradigma, um Klienten und Workshopteilnehmern zu erklären, warum was wirkt.

Häufig wirken energetische Interventionen wundersam, wenn in einer einzelnen Sitzung tiefgreifende Probleme gelöst werden, die vielleicht schon Jahrzehnte verschiedensten Lösungsversuchen widerstanden haben. Mich beruhigt (als Psychotherapeut, Coach und Supervisor, der viele, mehrjährige Aus- und Weiterbildungen gemacht hat), dass es oft genug auch Prozesse gibt, die dagegen wirklich Zeit und viele Interventionen brauchen, um zum Ziel zu führen, also auch wieder in „normale“ therapeutische oder beraterische Prozesse münden, in denen die Beziehung zum Klienten, das Vertrauensverhältnis, das gemeinsame Beobachten und Wahrnehmen von Veränderungen etc. eine zentrale Rolle spielen.

Energetische Methoden sind schlichtweg besonders effektiv, sie sind aber vor allem natürlich und lassen sich bis zu einem bestimmten Punkt gut erklären. Die wissenschaftliche Untersuchung ist hier noch nicht sehr weit gekommen. Häufig können wir Phänomene eher beschreiben als erklären. Auch das ist ein äußerst fruchtbares Feld, was uns wohl noch viele überraschende Erkenntnisse bereiten wird. Ich finde es jedenfalls notwendig und ethisch geboten, mich permanent auf den neuesten Stand (wissenschaftlicher Forschung wie weiterer Erfahrungen und Ideen von Kollegen) zu bringen und neue Erkenntnisse zu integrieren.

Ich werde dagegen immer sehr skeptisch, wenn ein Kollege Wissen behauptet, dass er aus meiner Sicht gar nicht haben kann. Ich schätze eine Offenheit gegenüber Spiritualität. Vermutlich gibt es Phänomene, die wir nie letztendlich wissenschaftlich erklären können. Trotzdem ist es lohnend, sich der Spannung zwischen wissenschaftlicher Erklärungsversuche und spirituellen Erfahrungen auszusetzen. Ich halte es für Vermeidung dieser Spannung, wenn stattdessen eine Behauptung steht. Ich weiß nicht, was die Seele jenseits unseres Körpers ist, was nach dem Tod passiert, was es jenseits unserer sinnlich erfahrbaren Welt gibt. Ich akzeptiere es gern und finde es oft sehr spannend, wenn Menschen mir von ihrem Glauben erzählen. Glauben ist eine wunderbare Ressource und Fähigkeit des Menschen. Nur sollte man das als persönlichen Glauben beschreiben, und nicht als Wissen behaupten.

Entscheidend sind letztendlich die Haltung des Klienten, seine Neugierde und Experimentierfreude, sein Vertrauen und auch seine Erfahrungen und Überzeugungen. Ich will und kann niemanden missionieren. Die Er-Lebenswelt des Klienten ist viel zu spannend, passend und vielfältig, um sie von meinen Vorstellungen überschreiben zu lassen. Ich gehe viel mehr mit den Vorstellungen und Überzeugungen mit und arbeite innerhalb dieser inneren Welt des Klienten.